Hallstadt
Grün-blauer Zukunftscampus
Eine neue Dreifeldsporthalle für den
Dr. Pfleger Campus in Hallstadt
Die Stadt Hallstadt entwickelt in Kooperation mit der Dr. Pfleger-Stif¬tung, der Caritas, der Diakonie sowie dem Montessori-Verein Bamberg einen neuen Campus für Bildung und Nachhaltigkeit auf dem Dr.-Pfleger- Areal. Neben einer Schule für Pflegeberufe und einer Montessori-Schule plant die Stadt Hallstadt die Errichtung einer Dreifeldsporthalle. Wettbewerbsgegenstand war die hochbauliche Planung der Drei¬fachsporthalle und der Freianlagen des Sporthallenumfelds mit starker Durchgrünung und klimaaktiver Funktion.
Unser Büro nahm als ARGE mit Schlicht, Lamprecht, Kern Architekten aus Schweinfurt sowie JOMA Landschaftsarchitektur, Bamberg, am Realisierungswettbewerb teil und belegte einen 3. Platz (ein 2. Platz wurde nicht vergeben).
Unsere städtebauliche Konzeption folgt der Idee, dass das Grundstück im Norden vorwiegend der sportlichen Nutzung und als erweiterte Pausenzone für die geplante Montessorischule im Bestandsgebäude dient. Dabei liegt der Allwetterplatz hinter einem Zugangsplatz und als multicodierte Fläche zwischen geplanter Sporthalle und zukünftiger Montessori-Schule und kann sowohl für die sportliche Nutzung der Schulen, von Vereinen als auch als erweiterte Pausenfläche von der Montessorischule genutzt werden. Im Süden gruppieren sich die Kindertagesstätte, die Pflegeschule und eine Parkpalette als Holzbau(-ten) um einen weiteren Verteilerplatz, der im Norden vom Dr. Pfleger-Bestandsgebäude abgegrenzt wird.
Ziel ist es, alle Nutzungen auf dem Grundstück so zu verorten, dass möglichst wenig in den vorhandenen Grünraum eingegriffen wird.
Der Campus ist aus verschiedenen Richtungen gut zu erreichen. In der Verlängerung der Coburger Straße wird der Campus durch ein zweigeschossiges Parkgebäude in Holzbauweise abgeschlossen. Es dient der Verortung der geforderten 120 Stellplätze inklusive 10 weiterer Stellplätze im Zufahrtsbereich.
Die Campusgebäude werden untereinander durch ein wassergebundenes Wegenetz verbunden, welches in den hochwertigen Grünraum eingebettet ist. Die beiden Verteilerplätze im Norden (Sporthalle) und im Süden sind zusätzlich adressbildend durch leichte Dachkonstruktionen zum öffentlichen Raum abgegrenzt und somit raumbildend für die dahinter liegenden Aufenthaltszonen.
Die neue Sporthalle in ihrer Längsausrichtung bildet den räumlichen Abschluss des Campus im Norden zur nördlichen Gewerbebebauung (passiver Lärmschutz). Der Allwetterplatz wurde hierbei bewusst zwischen die neue Sporthalle und das Bestandsgebäude der künftigen Montessori Schule gesetzt und dient so als multicodierte und gemeinsam genutzte Fläche aller Einrichtungen. Die Lage des Platzes auf Geländeebene ermöglicht die niederschwellige, einfache und barrierefreie Erreichbarkeit für alle Einrichtungen.
Die Räume für die Sportler, wie Spielfeld und Umkleiden befinden sich ebenerdig auf dem Niveau des angrenzenden Campusgeländes. Umkleiden und Hallenbreiche sind damit auf kurzem Wege mit dem Campus verbunden. Für die Sportler bieten sich hierdurch ebenfalls Sichtbeziehungen auf das parkähnliche Campusareal. Besuchertribünen, Sanitär- und Versorgungspunkte befinden sich im OG und werden über das teilbare Foyer erschlossen. Somit ist eine Abgrenzung von Sportlerzugang und Besucherzugang möglich. Die Hallenfelder sind auch für Besucher einfach und qualitätvoll zu erreichen.
Der Landschaftspark, der den Städtebau in eine übergreifende Grünstruktur einbettet, spielt die zentrale Rolle auf den Dr. Pfleger Campus. Der Park wird als Vermittler zwischen der städtischen Prägung westlich und südlich des Dr. Pfleger Campus, bezogen auf die landschaftliche Prägung östlich der Bahnlinie gesehen. Sporthalle, Montessorischule mit Kinderhaus und Pflegeschule sind gemeinsam Teil des „grün-blauen Zukunftscampus“ und werden durch ein ausgeklügeltes Wegesystem verbunden. Den Nutzungseinheiten zugeordnete Plätze und intensiv gestaltete Freiflächen bilden Schwerpunkte in der „grünen Klammer“. Nachhaltigkeit und Klima-Resilienz sind wichtige Gestaltungsprinzipien im Landschaftspark. Entsprechend den Grundsätzen der Schwammstadt unterstützt ein Regenwassermanagement über Versickerungsflächen den nachhaltigen Wasserkreislauf. Schützenswerte Einzelbäume und der markante Grünbestand entlang der Bahntrasse werden in das Freianlagenkonzept einbezogen. Klimabäume werden für Neupflanzungen ausgewählt und durchweg heimisches Saatgut und Pflanzen verwendet. Versiegelte Flächen wurden auf ein Minimum reduziert und Platzflächen offenporig erstellt. Die Sporthalle ist ein wichtiges Puzzleteil im Dr. Pfleger Campus. Die Dreifeld-Sporthalle ist auf den südlichen Vorplatz ausgerichtet, der weiterhin durch den Allwetterplatz und eine Überdachung an der Emil-Kemmer-Straße eingefasst wird. Der Vorplatz ist zurückhaltend und landschaftlich mit einem großen Anteil an Grünflächen gestaltet. Markante Wegebeziehungen durchqueren den Vorplatz, verbinden Eingänge und nehmen Bezüge auf. Rückseitig ist die Sporthalle durch Zufahrt und Stellplätze für den PKW-Verkehr erschlossen. Für die Sporthalle ist die Einbettung in ein grünes Umfeld ein wesentlicher Gestaltungsgrundsatz. Bestandsgrün wird ergänzt und umfließt die Sporthalle, die Teil des Landschaftsparks auf dem Dr. Pfleger Campus ist.
Der Neubau der Sporthalle fügt sich in seiner Höhe in den Kontext des Bestandes und des geplanten Neubaus für die Pflegeschule ein und greift die für den Ort prägenden Gestaltungselemente auf. Die Fassade der Sporthalle nimmt Bezug auf äußere Erscheinung des zeitlos Schönen und für das Grundstück und den späteren Campus prägenden ehemaligen Dr. Pfleger Verwaltungsgebäudes. Die horizontal gegliederte Fassade wird durch die vertikalen Tragstruktur im regelmäßigen Abstand unterbrochen. Diese vertikale Gliederung wird über die Fensterteilung bis hin zur feinen Unterteilung der Sturzbereiche fortgeführt. Auskragende Dachplatten des Dachrandes gliedern das Gebäude zusätzlich horizontal. Dachbereiche des Erdgeschosses werden als Gründach vorgeschlagen. Der umlaufend konstruktiv notwendige Sockel aus Beton wird, sofern das Gelände in seiner Topografie es zulässt, als Sitzstufe ausgebildet. Der sommerliche Wärmeschutz auf der Süd- und- Westseite wird über Sonnenschutzverglasungen und Fallarm-Markisen gewährleistet.
Grundsätzlich wird der Konstruktionsentwurf vom Gedanken eines möglichst leichten, einfachen und damit ressourcenschonenden Tragwerks begleitet, dessen wesentliche Bauteile in Holzbauweise vorgesehen und sinnvoll durch Stahlbetonkörper aussteifende Bauteile in Stahlbeton ergänzt werden. Das extensiv begrünte Dach wird von Brettschichtholzträgern in regelmäßigem Abstand getragen, die auf ebenso regelmäßig angeordneten Stützen ruhen.
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Standort: Hallstadt
Typ: Realisierungswettbewerb
Bauherr: Stadt Hallstadt in Kooperation mit Dr. Pfleger-Stiftung, Caritas, Diakonie und Montessori-Verein
Teilnahme: 2024
ARGE-Partner: Schlicht Lamprecht Kern Architekten, Schweinfurt; JOMA Landschaftsarchitektur, Bamberg (Freianlagen); merz, kley, partner, Dornbirn (Konzeption Tragwerk)
Renderings: Renderwolf, Wien